Den frühchristlichen Wundergeschichten Sinn für die Gegenwart entlocken
Abstract
Rudolf Bultmann setzte sein Gegenwartsverständnis dem Glauben an Wunder radikal entgegen. Ein Weltbild, das Raum für Wunder hatte, war in seiner Diktion 'erledigt'. So näherte er sich den frühchristlichen Wundergeschichten durch eine Hermeneutik der Entmythologisierung und der existentialen Interpretation an. Das Programm der Entmythologisierung suchte den frühchristlichen Wundergeschichten einen Sinn zu entringen, der nicht in ihrer Textualität selbst liegt, sondern jenseits dessen in der Aufdeckung ihres 'Existenzverständnisses'. Im kritischen Dialog mit Bultmanns Wunderverständnis und in Aufnahme aktueller Neuansätze der Wunderinterpretation ist das Verstehen von Wundergeschichten nicht jenseits, sondern in ihrer Erzählung und ihrer Erzählwelt zu erfassen. Wundergeschichten zielen auf neue Sinnbildungen und bewirken ein Neuverständnis der Gegenwart durch die Erzeugung von Hoffnung und Handlungsräumen, die die Grenzen bisheriger Lebenswirklichkeit überschreiten.
Collections
- Faculty of Theology [980]